Jenseits der Worte

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Worte bewegten ihn, und er wurde nicht müde, sie immer und immer wieder neu zusammenzusetzen. Als man ihn lehrte, dass dieses Zusammenspiel Poesie heißt und jene, die sie verfassen, Dichter sind, wusste er seine Bestimmung. Sie hieß ihn, seiner Sehnsucht nach anderen Ländern, anderen Menschen zu folgen und eine Reise anzutreten. Im Osten brach ich einst auf / ohne Abschied zu nehmen / Ich mag nämlich die Trennung nicht / Im Westen hielt ich an / verweilte jahrzehntelang / ohne angekommen zu sein.
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Kein Weg war mehr neu und unbekannt. Auch auf den Pfaden der einst neuen Sprache, der er die Bilder der seinen, der türkischen, zum Geschenk gemacht hatte, wandelte er nun sicher. Doch das Gefühl des Unterwegsseins wollte nicht weichen. Noch immer ist sein Koffer gepackt. Darin liegt eine herrenlose Liebe neben einigen gebrauchten Gefühlen, den Falten des Stolzes und einem amenlosen Gebet. Auf den Wanderungen durch die Kraterlandschaften seines Zorns und bei den Besteigungen seiner melancholischen Berge lernte er, dass diese Reise nie endet. Ab mir gibt` s kein Hinausziehen in die weite Welt / Wo ich aufhöre, fängt wieder mein Selbst an.
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Antje Papke

Mit Engelszungen – Seraphim


In unsrer eigenen Sprache wurdest du uns zum Fremdenführer.
Hobst Steine am Wegrand auf, um uns Verborgenes kundzutun.
Machtest uns Perlenketten knüpfen, wo wir uns sonst mit Tand behängten.
Pflanztest uns Unruhe ein und ließest uns erahnen,
wie sie zu stillen wäre.
Unsere Seelen sind gelüftet.
Ich verneige mich.

Rita Propstmeier